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Weiterbildung und Inklusive Bildung: Uni beruft zwei neue Professorinnen

Die Professorinnen Carola Iller und Bettina Amrhein befassen sich in Forschung und Lehre mit Bildung in der ganzen Lebenszeit und mit Zugängen zu Bildung. Die neuen Professorinnen geben während der Eröffnung des Centrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung am Mittwoch, 20. Mai 2015, einen Einblick in ihre Forschung. Die gemeinsame Antrittsvorlesung steht unter dem Titel „Inklusive Bildung – ein Leben lang“.

„Der Bereich der Weiterbildung umfasst alle Lerngelegenheiten nach dem Abschluss der Schule, der Erstausbildung“, sagt Carola Iller, Professorin für Fort- und Weiterbildung an der Universität Hildesheim. Wenn man von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von etwa 80 Jahren ausgeht, dann verbringen wir ein Viertel dieser Lebenszeit in Kindergarten und Schule, die anderen drei Viertel Zeit haben wir für Bildung im nachschulischen Bereich. Nach der Schule endet Lernen nicht, sagt Carola Iller. Auch neben der Schule finden wichtige Lernprozesse statt, etwa im Sportverein. Und außerhalb des Unterrichts lernen Kinder in Pausen den Umgang mit Älteren und Jüngeren.

Die Weiterbildung nach der Schule ist dann ein bunter Strauß mit Angeboten. Eine wichtige Aufgabe der Erwachsenbildung sei, so Iller, die Tür weiter offen zu halten, Abschlüsse nachzuholen. Die Teilhabe an Bildung, so Carola Iller, habe eine so große, steuernde Wirkung, so dass man nicht einfach sagen kann: Dann bildest du dich halt nicht weiter. „Weiterbildung ist freiwillig. Aber wer sich dagegen entscheidet, hat erhebliche Nachteile. Wir wissen aus bildungsökonomischen und soziologischen Untersuchungen, dass Bildung ganz viele positive Effekte hat, das geht einher mit einer besseren Gesundheit und Berufsposition, mit einem höheren Einkommen, einer stärkeren politischen Partizipation und gesellschaftlichem Engagement.“ Etwa die Hälfte der Bevölkerung nimmt keine Weiterbildung wahr.

In einigen Berufen gebe es eine Fortbildungspflicht, etwa für Anwälte, Ärzte und Lehrkräfte. „In diesen Berufen ist so eine Entwicklung über die gesamte Berufslaufbahn hinweg, da muss man Fortbildungen verpflichten. Ein Studium in der Medizin oder im Lehramt reicht nicht aus, um bis zur Rente eine gute Ärztin oder ein guter Lehrer zu sein. Das spüren wir gerade auch an Schulen, mit der Reform zur inklusiven Schule.“

Durch die Schaffung neuer Professuren sitzen in der Universität unterschiedliche Perspektiven an einem Tisch, von der Lehrerausbildung bis zur Weiterbildung, das war für Bettina Amrhein ausschlaggebend, um von Köln nach Hildesheim zu wechseln. Die Professorin für Inklusion und Bildung lehrt an der Hildesheimer Uni nun in den Bereichen Inklusion, Individuelle Förderung, Diagnostik und Umgang mit Heterogenität in der Grundschule. Sie war selbst fast 10 Jahre Lehrerin an Grund- und Hauptschulen und beobachtet schon lange die Entwicklung hin zu inklusiven Schulen. „Ich habe selber als Lehrerin viel Skepsis erfahren für meinen Weg zurück in die Wissenschaft.“

Mit der Reform des Lehramtsstudiums in Niedersachsen (GHR 300, das Masterstudium umfasst nun vier statt wie bisher zwei Semester) wurde ein Modul „Inklusion“ verpflichtend eingeführt. „Die Mathematikdidaktikerin, die Sprachwissenschaftlerin, der Sportwissenschaftler befasst sich mit dem Thema. In den Fachdidaktiken passiert derzeit viel“, sagt Professorin Amrhein. Weiterbildungen seien in der Hochschullehre sehr wichtig. „Wenn sich Lehrende auch als permanent Lernende begreifen, dann gehen sie auf das neue Thema der Inklusion mutiger zu. Sie schauen, wie sie Barrieren für Lernen und Teilhabe abbauen können.“

Es gebe aber auch Lehrende, die solchen Neuerungen mit Zurückhaltung begegnen. „Oft wird das fälschlicherweise als Widerstand bezeichnet. Das ist wenig hilfreich, denn eine eher abwartende Haltung einer großen Neuerung gegenüber dient vielleicht auch zunächst dem verständlichen Schutz der eigenen Ressourcen“, sagt Bettina Amrhein.

An der Universität in Hildesheim gibt es einen Studiengang, in dem Lehrerinnen und Lehrer, die mitten im Beruf stehen, über einen längeren Zeitraum auf dem Weg zur inklusiven Schule begleitet werden. „Es geht nicht allein darum, wie man Arbeitsblätter größer kopiert, sondern darum, pädagogische Grundhaltungen zu reflektieren“, so Amrhein. „Ich befasse mich daher stark mit dem Handeln von Schulleitungen. Schulleitungen können diesen Prozess mitsteuern, wir sollten sie stärker fortbilden. Viele Bundesländer haben ein Tages-Modul Inklusion an ihre üblichen Fortbildungen drangesetzt, das reicht bei weitem nicht aus“, sagt die Professorin.

Die Universität hat einen Schwerpunkt im Bildungsbereich und in den letzten Jahren als Stiftungshochschule Professuren u.a. für Deutsch als Zweitsprache, für Diversity Education (Vielfalt im Bildungssystem und in der Lehrerbildung), für Migrationspolitik, für Frühkindliche Bildung und für Kulturelle Bildung geschaffen.

Die Eröffnung des Centrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung (CeLeB) beginnt mit Grußworten u.a. der Kultusministerin des Landes Niedersachsen, Frauke Heiligenstadt, am 20. Mai 2015 um 16:15 Uhr. Die Antrittsvorlesung beginnt nach den Grußworten und der Vorstellung des CeLeB um 17:00 Uhr. Die Veranstaltung findet im Neubau am Universitätsplatz 1 statt.

Quelle: Universität Hildesheim

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