Fehlerhafte Prüfungen und was du tun kannst – Deine Rechte als Studierende
Fehlende Punkte, falsche Bewertung, ein ungerechtfertigt abgelehnter Nachteilsausgleich – viele Studierende erleben im Laufe ihres Studiums eine Prüfung, deren Bewertung sie als fehlerhaft empfinden. Doch was ist ein tatsächlicher Bewertungsfehler? Welche Rechte hast du? Und wie kannst du gegen eine ungerechte Prüfungsnote vorgehen?
Was gilt als fehlerhafte Prüfung?
Nicht jede schlechte Note bedeutet automatisch, dass ein Bewertungsfehler vorliegt. Dennoch gibt es klare Kriterien, die eine Prüfung als fehlerhaft oder angreifbar einstufen können. Dazu zählen unter anderem:
- Formale Fehler (z. B. fehlende oder nicht lesbare Aufgabenstellung)
- Bewertungsfehler (z. B. nicht nachvollziehbare oder willkürliche Bewertung)
- Verfahrensfehler (z. B. Verletzung von Prüfungsregularien oder Fristen)
- Benachteiligung durch äußere Umstände (z. B. Lärmbelästigung, technische Probleme, gesundheitliche Einschränkungen ohne Nachteilsausgleich)
Solche Fehler können den Ablauf, aber auch das Ergebnis der Prüfung beeinflussen – und sind in vielen Fällen rechtlich anfechtbar.
Erste Schritte nach der Notenvergabe
Wenn du glaubst, dass deine Prüfung fehlerhaft bewertet wurde, solltest du nicht überstürzt handeln. Bewahre Ruhe und folge einem klar strukturierten Vorgehen:
- Einsicht beantragen: Nutze dein Recht auf Prüfungseinsicht. Häufig kannst du die Bewertung bei der Dozentin oder dem Dozenten einsehen und dir eine Kopie der Korrektur anfertigen.
- Bewertung analysieren: Prüfe, ob Punkte nicht gegeben wurden, obwohl deine Antwort korrekt oder zumindest vertretbar war. Achte dabei auch auf durchgestrichene Abschnitte oder fehlende Kommentare.
- Gespräch suchen: Sprich mit der prüfenden Person über deine Bewertung – freundlich, sachlich und mit konkreten Fragen. Manchmal lassen sich Missverständnisse direkt klären.
- Fristen prüfen: Informiere dich über Fristen für Widerspruch oder Remonstration. Diese sind häufig auf wenige Wochen begrenzt.
- Hilfe einholen: Wende dich an die Fachschaft, das Prüfungsamt oder die Rechtsberatung deines AStA. Diese Stellen können dir auch bei formalen Schreiben helfen.
Was ist eine Remonstration?
In vielen Bundesländern und Hochschulen gibt es die Möglichkeit der Remonstration – also des begründeten Widerspruchs gegen eine Prüfungsbewertung. Hierbei legst du schriftlich dar, warum du die Note für falsch hältst, und stützt dich auf rechtliche oder inhaltliche Argumente. Wichtig: Eine Remonstration muss gut begründet und sachlich formuliert sein.
Die prüfende Person ist anschließend verpflichtet, deine Argumente zu prüfen und eine neue, begründete Entscheidung zu treffen. Wird die Note nicht angepasst, bleibt in manchen Fällen der Klageweg vor dem Verwaltungsgericht – allerdings solltest du diesen Schritt nur nach fachkundiger Beratung erwägen.
Typische Fehler, auf die du achten solltest
Hier einige Beispiele, bei denen ein Widerspruch häufig sinnvoll sein kann:
- Aufgaben wurden nicht vollständig bewertet.
- Deine Argumentation wurde ignoriert, obwohl sie fachlich vertretbar ist.
- Die Prüferin oder der Prüfer hat Punkte falsch addiert.
- Der Erwartungshorizont war unklar oder wurde nicht eingehalten.
- Du hast einen genehmigten Nachteilsausgleich nicht erhalten.
Gerade bei solchen Fällen kann ein Einspruch erfolgreich sein – auch wenn das Verfahren mit Aufwand verbunden ist.
Rechtliche Unterstützung nutzen
Viele Studierendenvertretungen und Hochschulen bieten kostenlose Rechtsberatungen an. Zudem gibt es spezialisierte Anwältinnen und Anwälte für Hochschulrecht, die dich unterstützen können, wenn die Lage unklar ist oder der Fall komplex wird.
Ein strukturierter Überblick über deine Rechte und mögliche Schritte findet sich auch im Beitrag „Ungerecht benotet – was jetzt?“
Selbstbewusst und sachlich bleiben
Fehlerhafte Prüfungen können frustrierend sein – doch du bist ihnen nicht hilflos ausgeliefert. Informiere dich, nutze deine Rechte und wähle das richtige Maß an Hartnäckigkeit und Sachlichkeit. Mit dem passenden Vorgehen kannst du dich erfolgreich gegen ungerechte Noten wehren – oder zumindest wertvolle Erfahrungen für zukünftige Prüfungen sammeln.