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Siegener Modell verbindet Feuerwehr und Uni

Auf dem Stundenplan standen Chemikalien in der Industrie, die Versorgung von Verätzungen durch Säuren und Laugen und Einblicke in die Arbeit der Spezialeinheit „Analytical Task Force“ (ATF). Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner bereiteten sich beim Symposium „ABC-Gefahren“ an der Universität Siegen auf die Gefahren und Herausforderungen des ABC-Einsatzes (Einsatz zur Abwehr von atomaren, biologischen oder chemischen Gefahren) vor. Das Symposium stellt eine deutschlandweit einzigartige Fortbildungsveranstaltung dar. Die Besonderheit des Siegener Modells ist die Verbindung von Feuerwehr und Universität.

Eine Feuerwehrfrau der Feuerwehr Eiserfeld während des Unterrichts-Moduls „Redoxreaktionen“.
Eine Feuerwehrfrau der Feuerwehr Eiserfeld während des Unterrichts-Moduls „Redoxreaktionen“.

„Die Feuerwehr braucht bio-chemisches Fachwissen, die Universität hat hier ausgewiesene Experten zu bieten. Mit der experimentell ausgerichteten Vermittlung naturwissenschaftlicher Sachverhalte – speziell zugeschnitten für die Feuerwehr – wird an der Universität Siegen ein in Deutschland bislang einzigartiger Ansatz verfolgt“, sagt Klaus Ehrmann, Fachberater Chemie des Kreises Siegen-Wittgenstein, Lehrbeauftragter der Uni Siegen und Mitbegründer der Veranstaltung. Bereits zum dritten Mal fand das Symposium an der Uni Siegen statt. „Es ist das erste Mal, dass Wissenschaft und Sicherheitskräfte an einem Strang ziehen“, sagt Stephan Vogt, Chemie-Doktorand an der Uni Siegen und einer der Köpfe hinter dem ABC-Symposium.

Ein Experiment im Modul „Brände in der metallverarbeitenden Industrie“, bei dem giftige Stickstoffe nach dem Aufeinandertreffen von Kupfer und Salpetersäure entstehen.
Ein Experiment im Modul „Brände in der metallverarbeitenden Industrie“, bei dem giftige Stickstoffe nach dem Aufeinandertreffen von Kupfer und Salpetersäure entstehen.

122 Feuerwehrangehörige aus ganz Deutschland sowie aus Polen erlebten den Chemie-Unterricht unter dem Oberbegriff „Industriechemikalien“ an der Uni, wobei die Experimente Chemie im Kontext des Feuerwehrdienstes anschaulich begreifbar machten. Das Spektrum der Teilnehmer reichte von freiwilligen Feuerwehren bis zu Berufsfeuerwehren und vom Feuerwehrmannanwärter bis zum Kreisbrandmeister. Wissenschaftler, Ärzte und Ingenieure leiteten die Unterrichts-Module. Diese bestanden aus Vorträgen und Experimenten zu Themen wie „Chemikalien in der Kunststoffindustrie“ oder „Lösemittel, Lacke und Farben“. Im Modul „Redoxreaktionen“ lernten die Teilnehmer beispielsweise, wie ein Oxidationsmittel (Kaliumchlorat) mit einem Gummibärchen reagiert, um so die Wirkung auf das menschliche Gewebe zu simulieren. Als Highlight stellte sich die Analytical Task Force (ATF) Dortmund vor. Die Spezialeinheit des Bundes identifiziert mit speziellen Nachweisgeräten Gefahrstoffe.

„Wir möchten das Fachwissen und die Sicherheit der Einsatzkräfte im Umgang mit Chemie erhöhen, damit die Feuerwehren es im Alltag einsetzen können. Wir möchten dieses Wissen nachhaltig vermitteln“, sagt Jörg Koschig, Fachberater Chemie des Kreises Olpe und Mitorganisator. Deshalb werden alle Unterrichts-Materialien, Fotos und Videos, den Teilnehmern auf der Plattform Sicherheitsarena (SiRena, www.sicherheitsarena.org) zur Verfügung gestellt. Wer das Symposium besucht, kann das Wissen so in die eigene Feuerwehr weitertragen. „SiRena“ ist ein Forschungsprojekt, mit dem sich Sicherheitskräfte untereinander vernetzen und sich besser auf zukünftige Einsatzszenarien vorbereiten können. Hier sind u.a. die Universität Siegen und der Kreis Siegen-Wittgenstein beteiligt.

Dipl.-Chem. Tobias Adam, der das Unterrichts-Modul „Redoxreaktionen“ zusammen mit Chemie-Doktorand Stephan Vogt leitete
Dipl.-Chem. Tobias Adam, der das Unterrichts-Modul „Redoxreaktionen“ zusammen mit Chemie-Doktorand Stephan Vogt leitete
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