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Mit vier Fächern durch den Mainzer Sand

Lehramtsstudierende der JGU gestalten drei Projekttage für das Otto-Schott-Gymnasium – Durchführung vom 13. bis 15. Juli 2015

Ein Semester lang wurde vor Ort recherchiert, wurden Experteninterviews durchgeführt und gemeinsame Ideen entwickelt. Jetzt gipfeln die intensiven Vorbereitungen von Masterstudierenden der Fächer Biologie, Geographie, Sozialkunde und Sport in der gemeinsamen Durchführung von drei Projekttagen für Schülerinnen und Schüler des Otto-Schott-Gymnasiums in Mainz-Gonsenheim. „Lehramtsausbildung angewandt und fächerübergreifend“ – kurz L.A.U.F. – heißt das studentische Projekt, dessen zentraler Bestandteil ein Orientierungslauf für die Schülerinnen und Schüler ist. Die Studierenden werden hierbei durch die Fachdidaktik-Dozentinnen und Dozenten für die jeweiligen Unterrichtsfächer an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) betreut.

 Das Naturschutzgebiet Mainzer Sand liegt in unmittelbarer Nähe zu Fabriken, einer Kläranlage und Wohnhäusern. Es wird von einer Autobahn durchzogen, die sechsspurig ausgebaut werden soll. Foto: Daniel Dreesmann, AG Didaktik der Biologie, JGU
Das Naturschutzgebiet Mainzer Sand liegt in unmittelbarer Nähe zu Fabriken, einer Kläranlage und Wohnhäusern. Es wird von einer Autobahn durchzogen, die sechsspurig ausgebaut werden soll.
Foto: Daniel Dreesmann, AG Didaktik der Biologie, JGU

Der Mainzer Sand bietet für das Vorhaben ideale Voraussetzungen. Als überregional bedeutsames Naturschutzgebiet beherbergt dessen sandsteppenartige Landschaft eine einzigartige, schützenswerte Flora und Fauna, darunter seltene Pflanzenarten, die gefährdet oder in Deutschland vom Aussterben bedroht sind. Der geplante sechsspurige Ausbau der Autobahn 643 wird daher u.a. von Naturschutzverbänden abgelehnt, während z.B. Pendlern ein besserer Verkehrsfluss in Aussicht gestellt wird.

„Im Naturschutzgebiet Mainzer Sand erhalten Schülerinnen und Schüler, aber auch Studierende, spannende Einblicke in einen besonderen und schützenswerten Lebensraum, der nicht nur ein idealer außerschulischer Lernort für den Biologieunterricht ist“, begründet Univ.-Prof. Dr. Daniel Dreesmann von der AG Didaktik der Biologie die Wahl des stadtnah gelegenen Gebietes. „Politische Entscheidungen erfordern Sachverstand auf verschiedensten Gebieten“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Kerstin Pohl von der Fachdidaktik Politische Bildung den Beitrag des Faches Sozialkunde am Gesamtprojekt. Dass häufig Expertenwissen aus verschiedensten anderen Fachgebieten notwendig sei, um zu einer politischen Entscheidung zu kommen, könnten die beteiligten Schülerinnen und Schüler am Beispiel der Auseinandersetzungen um den Ausbau der A 643 in diesem Projekt lernen, so Pohl weiter.

Der Orientierungslauf für eine 7. Klasse und einen Grundkurs der Jahrgangsstufe 10 soll am Nachmittag des zweiten Projekttages durchgeführt werden. Neben Sportstudierenden, die den Lauf vor Ort koordinieren, wirken hier auch die Studierenden der anderen Fächer mit. Dabei beschränkt sich das Fach Sport jedoch nicht auf die reine Organisation und Durchführung. „Die Sportstudierenden werden auch die Vorerfahrungen der Schülerinnen und Schüler zu Laufen und Natursport erheben und gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern auswerten. Zusammen mit einer vorher und nachher erfolgenden Evaluation von Erwartungen an die Bewegungsleistung und einer Analyse des Bewegungsempfindens können sie wichtige Erkenntnisse im Zusammenhang von Sportunterricht reflektieren“, beschreibt Dr. Claudia Steinberg von der Fachdidaktik Sport den sportdidaktischen Schwerpunkt des Projektes.

Am Vormittag des zweiten Projekttages werden die Schülerinnen und Schüler das Naturschutzgebiet an 10 Lernstationen erkunden. Das Unterrichtsfach Erdkunde wird hier den Jugendlichen u.a. Einblicke in die Wechselwirkungen zwischen den naturräumlichen Gegebenheiten und den gesellschaftlichen Praktiken bieten. Für Marion Plien, Akademische Rätin am Geographischen Institut der JGU, müssen sich alle Beteiligten außerdem mit dem Konzept „Natur(-landschaft) oder Kultur(-landschaft)?“ auseinandersetzen und reflektieren, ob es sich beim Mainzer Sand um ein „Natur- oder Kulturschutzgebiet“ handelt. „Unsere Studierenden haben dabei die Chance, bereits im Studium Lernprozesse von Jugendlichen zu beobachten und zu reflektieren. Außerdem erhalten sie durch die Arbeit mit Studierenden anderer Fächer Einblicke und Ideen für das fächerübergreifende Lernen und die Möglichkeit, das Alleinstellungsmerkmal ihres Schulfaches zu erfassen“, fasst die Geographiedidaktikerin den fächerverbindenden Charakter des L.A.U.F.-Projektes zusammen. Die anderen beiden Projekttage dienen der Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler am Montag und einer gründlichen Bearbeitung der Ergebnisse am Mittwoch.

„Mit dem L.A.U.F.-Projekt führen erstmals mehrere Fächer der JGU eine gemeinsame Lehrveranstaltung für Lehramtsstudierende durch. Zudem sind zwei Lehrerinnen aus Nürnberg und Rostock an der Planung bzw. Evaluation beteiligt, die ihre Erfahrungen zum Einsatz von Orientierungsläufen im Unterricht und im Zusammenhang mit Bildung für nachhaltige Entwicklung einbringen“, erläutert Daniel Dreesmann die Idee des Projektes. „Wir freuen uns, dass Frau Ute Ciminski vom Gymnasium Reutershagen in Rostock an allen drei Tagen anwesend sein kann und uns anhand ihrer gewonnenen Eindrücke ein Feedback geben wird“, so Dreesmann weiter.

Die Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH, der Deutsche Philologenverband e.V. als Initiatoren des Deutschen Lehrerpreises und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. fördern das Projekt im Rahmen des Programms „Nah dran! Die Praxis als Vorbild“ mit insgesamt 10.000 Euro. Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist daran als Finalist der Lehrer-Initiative beteiligt. Langfristig wird das Ziel verfolgt, im Studiengang Master of Education für das Lehramt an Gymnasien ein interdisziplinär ausgerichtetes Wahlpflichtmodul anzubieten, sodass Studierende ihre Studienfächer im Rahmen eines selbst geplanten Projekts miteinander verbinden können. Der DJK Tennisverein Mainzer Sand e.V. dient aufgrund seiner günstigen Lage für den Dienstag als „Basislager“. Er unterstützt das Projekt mit einer kostenfreien Nutzung seiner Räumlichkeiten.

Quelle: Uni Mainz

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