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Talente finden in Stadt und Region

Der soziale Status ist in Deutschland noch immer maßgeblich mitverantwortlich für Bildungserfolg – junge Erwachsene aus bildungsfernen und einkommensschwachen Familien finden viel zu selten den Weg in ein Studium, auch wenn ihr Schulabschluss sie dazu berechtigt. Gefördert durch das Wissenschaftsministerium in NRW, wollen TU und FH das in Dortmund ändern: Talentscouts sprechen talentierte Schülerinnen und Schüler bereits in der Schule an, informieren sie über Chancen, warnen vor Stolpersteinen und helfen bei Hindernissen. Das Konzept, entwickelt an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen, soll so zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit führen.

v.l.n.r.: Svenja Schulze, Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung,1 Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Prof. Dr. Wilhelm Schwick Rektor Fachhochschule Dortmund. Prof. Dr. Barbara Welzel, Prorektorin Diversitätsmanagement, Technische Universität Dortmund. Foto: Fachhochschule Dortmund
v.l.n.r.: Svenja Schulze,
Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung,1
Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Prof. Dr. Wilhelm Schwick
Rektor Fachhochschule Dortmund. Prof. Dr. Barbara Welzel,
Prorektorin Diversitätsmanagement,
Technische Universität Dortmund. Foto: Fachhochschule Dortmund

Über einen erstmals ausgeschriebenen Wettbewerb der Landesregierung haben sich die Dortmunder Hochschulen für das Talentscouting-Projekt qualifiziert. Sie erhalten nun zunächst bis 2020 Fördergelder in Höhe von jeweils bis zu 500.000 Euro jährlich. „Mit dem Ausbau des Talentscoutings wollen wir die Bildungsgerechtigkeit in unserem Land fördern. Das Programm soll soziale Schieflagen ausgleichen und Hürden auf dem Weg in die Hochschule abbauen“, sagte Wissenschaftsministerin Svenja Schulze. „Die ausgewählten Hochschulen haben in ihren Konzepten überzeugend dargelegt, wie sie talentierte Jugendliche aus weniger privilegierten Verhältnissen unterstützen und ermutigen wollen.“

„Das Talentscouting schließt eine wichtige Lücke. Denn erst, wenn wir talentierte Schülerinnen und Schüler überzeugen, dass ein Studium überhaupt machbar ist für sie, können unsere weiteren Unterstützungsangebote ihre Effekte zeigen“, erläutert Prof. Wilhelm Schwick, Rektor der Fachhochschule Dortmund. „Die Talentscouts ebnen den Zugang zu Unterstützungsangeboten und schaffen Übergänge, die von den Schulen zu Universitäten und Hochschulen führen“, betont Prof. Barbara Welzel, Prorektorin Diversitätsmanagement der TU Dortmund.

Neu beim gemeinsamen Talentscout Programm ist, dass die von den Hochschulen entsandten Talentscouts nun in den Schulen aktiv auch auf jene Schülerinnen und Schüler zugehen, die trotz entsprechenden Potenzials einen akademischen Weg nicht in Erwägung ziehen. Bisher engagieren sich die FH Dortmund und die TU im sogenannten Übergangsmanagement – also dem Wechsel von der Schule ins Studium – schwerpunktmäßig bei der Studienwahl, dem Erkennen von Studienmotivationen und fachlichen Kompetenzen. Damit begleiten sie die Schülerinnen und Schüler in der Phase, in der diese bereits auf dem Weg in ein Hochschulstudium sind. „Unsere neue Aufgabe beginnt schon in der Studienvorphase: Wir möchten noch mehr talentierte jungen Menschen ermutigen, sich ihre Chancen und Möglichkeiten genau anzuschauen und diesen Bildungsweg realistisch zu prüfen“, sagt Prof. Dr. Helmut Hachul, Prorektor für Lehre, Studium und Internationales der FH Dortmund.
Das Talentscouting erweitert diesen Schwerpunkt in zweifacher Hinsicht: Erstens machen sich die Hochschulen selbst auf den Weg und beraten Schülerinnen und Schüler direkt in der Schule. Zweitens nehmen TU und FH aktiv Kontakt zu Schülerinnen und Schülern auf, die sich ein Studium (noch) nicht zutrauen. „Damit ebnen wir den Weg gezielt für diejenigen, die trotz Talents einen akademischen Bildungsweg nicht in Erwägung gezogen haben und betreten mit ihnen gemeinsam die Brücke in die Hochschule“, so Prof. Welzel.

Die Scouts werden die Schulen im Raum Dortmund persönlich betreuen – sowohl Berufskollegs und Förderschulen als auch Gesamtschulen und Gymnasien. Um die persönliche Ansprache in den Schulen und bei speziellen Workshops zu unterstützen, werden verstärkt auch neue Medien genutzt. Denn gerade die Sozialen Netzwerke bieten viele Möglichkeiten, Fragen zu beantworten und mit den jungen Erwachsenen ins Gespräch zu kommen.

Die Aufgabe kann nur im Schulterschluss mit vielen anderen Akteuren gelingen: Wichtige Partner sind die Schulen mit ihren Studien- und BerufskoordinatorInnen und SchulsozialarbeiterInnen, aber auch die mit Schulbildung befassten Stellen in der Stadt sind mit im Boot, ebenso wie die Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit, die IHK und die Handwerkskammer, die die angrenzenden Gebiete der beruflichen Ausbildung vertreten.

Das Talentscouting fügt sich in der FH Dortmund in eine ganze Reihe von Projekten ein, die alle in verschiedenen Phasen des Student-Life-Cycle ansetzen: Im Nordstadt-Projekt sprechen studentische StudyScouts verstärkt Jugendliche aus der Nordstadt an. Das TalentKolleg Ruhr bietet in einem vorgeschalteten Orientierungsjahr optimale Vorbereitung und Orientierung in der Studien- und Berufswahl. Die Studienpioniere sind Studierende aus Erst-Akademiker-Familien, die eine besondere Förderung nutzen können. Und im gesamten Verlauf des Studiums erleichtern die verschiedenen Komponenten aus dem Programm „Qualität in der Lehre“ den Überblick darüber, wo vielleicht noch Kompetenzlücken geschlossen werden müssen.

Die beiden großen Dortmunder Hochschulen und die Stadt nehmen das Thema Bildungsgerechtigkeit schon länger gemeinsam in den Blick: Sie arbeiten im Rahmen des RuhrFutur-Projektes „Dortmunder Zentrum Studienstart“ bereits für die Bildungsregion Dortmund zusammen. Die Stadt ist Referenzkommune der Landesstrategie „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA). Das Konzept der Dortmunder Hochschultage und die Umsetzung des Standardelements Studienorientierung (KAoA) wurden gemeinsam entwickelt. Die Stadt unterstützt mit der Initiative „Dortmunder Talent“ im Amt des Oberbürgermeisters Kooperationen im Rahmen der Talentförderung auf politischer Ebene.

Neben den beiden Dortmunder Hochschulen werden auch die Hochschule Bochum und die Ruhr-Uni Bochum, die Uni Duisburg-Essen und die Hochschule Ruhr-West gefördert. Weitere vier Hochschulen können ab 2017 hinzukommen. Die Westfälische Hochschule wird ihre Erfahrungen im NRW-Zentrum für Talentförderung Gelsenkirchen für die anderen Beteiligten zugänglich machen und die Weiterentwicklung begleiten. Insgesamt investiert das Wissenschaftsministerium jährlich bis zu 6,4 Millionen Euro in den Ausbau der Talentförderung.

Quelle: Fachhochschule Dortmund

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