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Der fünfte Fuggerpreis für die Wissenschaft

Augsburg/KPP – Zum fünften Mal wird in diesem Jahr der Wissenschaftspreis der Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Stiftungen und des Kernkompetenzzentrums Finanz- & Informationsmanagement ausgeschrieben und verliehen. Der „Fuggerpreis für die Wissenschaft“ ist mit bis zu 10.000 Euro dotiert und widmet sich der Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern der Universität Augsburg, deren Forschungen vorrangig in den einschlägigen Bereichen der Wirtschaftsinformatik sowie deren verwandten Gebieten verortet sind, die die Wirtschaft nachhaltig gestalten.

Mittlerweile zum fünften Mal wird der „Fuggerpreis für die Wissenschaft“ von den Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Stiftungen und dem Kernkompetenzzentrum für Finanz- & Informationsmanagement als neuer Wissenschaftspreis vergeben, der im Jahre 2010 ins Leben gerufen worden ist. Alle zwei Jahre wird der mit insgesamt bis zu 10.000 Euro dotierte Preis von den beiden Institutionen ausgeschrieben, der „nur zum Zwecke weiterer öffentlicher Forschung zu verwenden“ ist und an Nachwuchswissenschaftler mit engem Bezug zur Universität Augsburg gehen soll, die sich in herausragenden Forschungsarbeiten mit Nachhaltigkeit und sozialen Komponenten der Wirtschaft auseinandersetzen.

Die bisherigen vier Preisträger zeigen den interdisziplinären Ansatz des „Fuggerpreis für die Wissenschaft“: 2010 wurde der Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Maximilian Röglinger für seine wissenschaftlichen Leistungen und insbesondere seine „Beiträge zur Anforderungsanalyse im Rahmen der Entwicklung betrieblicher Anwendungssysteme aus Sicht der Wirtschaftsinformatik“ ausgezeichnet. Den darauffolgenden „Fuggerpreis für die Wissenschaft“ im Jahr 2012 erhielt der Informatiker und Historiker Dr. Maximilian Kalus. Seine Forschung über „Kaufmannsnetzwerke und Handelsstrukturen im europäisch-asiatischen Handel am Ende des 16. Jahrhunderts“ ermöglicht es, die Entstehung und Errichtung des Welthandels durch europäische Kaufleute zu rekonstruieren. Mit dem dritten Preis wurde der Physiker und Materialwissenschaftler Dr. Stephan Krohns für seine Promotion „Grenzflächenpolarisationen in Übergangsmetalloxiden: Von der Grundlagenforschung zur Anwendung“ sowie seine weiteren Publikationen in herausragenden Zeitschriften wie Nature Materials ausgezeichnet. Mit dem vierten Preis erhielt 2015 der Wirtschaftswissenschaftler Herr Prof. Dr. Björn Häckel. Mit seiner Habilitation zum Thema „Ertrags-/Risikointegrierte Steuerung von Informationstechnologie“ hat er einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Stabilität und Nachhaltigkeit hochkomplexer und zunehmend digitaler Wertschöpfungsnetze geleistet. Im Rahmen seiner Forschungsaktivitäten beschäftigt sich Häckel insbesondere mit der Entwicklung von IT‐gestützten Methoden und Werkzeugen, die Unternehmen dabei helfen sollen, kritische Abhängigkeitsstrukturen und Bedrohungsszenarien in komplexen, digitalisierten Wertschöpfungsnetzen sowie in kritischen Infrastrukturen transparent und damit frühzeitig erkennbar zu machen.

Die Forschungsarbeiten tragen somit entscheidend dazu bei, die Widerstandsfähigkeit und Stabilität globaler Wertschöpfungsnetze und kritischer Infrastrukturen gegenüber systemischen Risiken zu erhöhen und dadurch die Grundlagen für ein nachhaltiges, global vernetztes Wirtschaften zu schaffen. Die Augsburger Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler belegen mit ihren Fragestellungen von der Wirtschaftsinformatik über historisch ausgerichtete Arbeiten bis hin zur Materialwissenschaft ein breites Spektrum an hoher Qualität. Weitere herausragende Arbeiten aus diesem Themenspektrum sollen auch künftig durch den „Fuggerpreis für die Wissenschaft“ gewürdigt werden.

In der Tradition der Fuggerschen Studienstiftungen

Die Familie Fugger sieht ihr heutiges wissenschaftsförderndes Engagement in der Tradition von Anton Fugger und den in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts begründeten Studienstiftungen. Deren Ziel war es, bis in die Napoleonische Zeit hinein die junge Intelligenz vor allem aus den Fuggerschen Herrschaftsgebieten zu fördern und zu mobilisieren sowie ihr Studien an den damals führenden Universitäten wie Ingolstadt, Dillingen oder Löwen zu ermöglichen. Die Einladung von Joseph Ernst Fürst Fugger zur Initiativsitzung in die Leonhardskapelle der Fuggerei zur Gründung der Universität Augsburg im Frühjahr 1966 stand ebenfalls in dieser Tradition.

Historische Krisenerfahrung und globalisierte Welt

Im engen Zusammenhang mit der Geschichte des Hauses Fugger steht das Gründungspapier mit der fachlichen Ausrichtung des Wissenschaftspreises: „Historische Erfahrungen der alten Fuggerschen und anderer Augsburger sowie Oberdeutscher Firmen“, so heißt es dort, würden zeigen, „wie nicht nur Unternehmen, sondern ganze Staaten ausfallen können ein Szenario, welches seit 2008 wieder in den öffentlichen Fokus gerückt ist. Historische Handelsstrukturen mit teils monopolistischen, teils oligopolistischen Märkten im Hinblick auf ihre Bedeutung in einer globalisierten Welt zur Bewältigung von künftigen Krisen zu untersuchen und daraus lernen zu können, erscheint trotz der zweifelsohne gegebenen Unterschiede in den Rahmenbedingungen sehr vielversprechend.“

Neue Methoden ertrags- und risikoabwägender Investitionssteuerung

Die komplementäre Perspektive, in die die globale Finanzkrise weist, hat die Entwicklung neuer, wissenschaftlich fundierter Methoden im Blick, mit deren Hilfe Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche in die Lage versetzt werden, ihre Investitionen unter Berücksichtigung von Ertrag und Risiko zu steuern. Domänenspezifisches Wissen reicht erfahrungsgemäß in der heutigen, vernetzten Welt nicht mehr aus. Gefordert ist vielmehr interdisziplinäres Wissen, vor allem in den Bereichen des Finanz- und Informationsmanagements sowie insbesondere der Wirtschaftsinformatik. Denn die bereits gegebene und stetig zunehmende Komplexität kann nur durch entsprechend neue Konzepte im Bereich des Finanz- und Informationsmanagements innerhalb von Unternehmen und unternehmensübergreifend in Wertschöpfungsnetzwerken beherrscht werden. Wenn Unternehmen sich sowohl des Risikos und der Abhängigkeiten aller relevanten Investitionen, als auch der Grenzen der Anwendbarkeit ihrer Modelle bewusst wären, würde ein vergleichbarer Einbruch der Finanzkrise entweder vermieden werden oder er würde zumindest viel weniger Schaden anrichten.

Breites Spektrum von Fragestellungen

Vor diesem Hintergrund richtet sich der „Fuggerpreis für die Wissenschaft“ – trotz seiner inhaltlich spezifischen Ausrichtung an Forschungsarbeiten – zu einem äußerst relevanten Spektrum von Fragestellungen und Herausforderungen aus:

  • Erkenntnisse aus wirtschaftshistorischen Erfahrungen und handelstheoretischer Untersuchungen zur Unterstützung einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklun
  • Erkenntnisse über ökonomische Zusammenhänge, die zu Krisen führen können sowie über Maßnahmen zur Krisenreduktion und -vermeidung. Hierbei sind insb. auch wirtschaftshistorische Untersuchungen mit spieltheoretischen Methoden von Interesse.
  • Gestaltung und Integration von robusten, finanzwirtschaftlichen Modellen
  • Messung und Gestaltung von Ertrag und Risiko bisher vernachlässigter Unternehmenswerte (z. B. Kunden, Projekte, Prozesse) mit dem Ziel robuster, schockresistenter Unternehmensführung
  • Gestaltung von Informationssystemen zur verbesserten unternehmensinternen und unternehmensübergreifenden Steuerung von Erträgen und Risiken
  • Identifikation und Messung von Informationen zur Entscheidungsunterstützung des Managements
  • Entwicklung von IT-unterstützter Sensorik und Aktorik zur nachhaltigen und aktiven – Steuerung von Unternehmen
  • Management der Verfügbarkeit und des (Preis-)Risikos von Ressourcen bei verschiedenen Marktformen (z.B. Monopol, Oligopol)
  • Entwicklung innovativer Methoden der Preisgestaltung und Ertrags-/Risikooptimierung
  • Erkenntnisse über Vor- und Nachteile der Gestaltungsalternativen von Stiftungen, die unternehmerisch tätig sind, bzgl. einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung
  • Erkenntnisse über ökonomische Zusammenhänge, die in einer globalisierten Welt zu einer staatlichen Überschuldung führen können sowie Maßnahmen zur Vermeidung von Staatskonkursen

Vom Wirtschaftsinformatiker über Wirtschaftswissenschaftler bis zum Wirtschaftshistoriker

„Mit dem Fuggerpreis“, betont Buhl, „werden qualifizierte Nachwuchsleute aus der Wirtschaftsinformatik, den Wirtschaftswissenschaften ebenso angesprochen wie junge Forscherinnen und Forscher, die wirtschaftshistorischen Fragestellungen nachgehen oder im Bereich des Wirtschaftsingenieurwesens oder des Instituts für Materials Resource Managements arbeiten. Mit diesem Preis schaffen wir Rahmenbedingungen und Anreize, um die Forschung an der Universität Augsburg zu stärken. Zudem wollen wir mit so einem attraktiven Preis auch Studierende aus unseren wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen zur Mitarbeit an Forschungsprojekten motivieren und so schon früh an die Wissenschaft heranführen.“

Bewerbungen für den „Fuggerpreis für die Wissenschaft“ 2017 sind bis zum 14. April 2017 an das Kernkompetenzzentrum Finanz- & Informationsmanagement zu richten, das auch gerne weitere Auskünfte zur Ausschreibung oder zur Satzung des „Fuggerpreis für die Wissenschaft“ gibt.

  • Es wird gebeten, bei der Bewerbung folgende Unterlagen einzureichen:
  • Ein Empfehlungsschreiben des/der vorschlagenden Wissenschaftlers/Wissenschaftlerin.
  • Den Lebenslauf des/der vorgeschlagenen Nachwuchswissenschaftlers/ Nachwuchs-wissenschaftlerin.
  • Die dem Vorschlag zu Grunde liegende(n) Arbeit (en).
  • Gutachten zu den dem Vorschlag zu Grunde liegende(n) Arbeit(en). Bei Abschlussarbeiten ist hier das Gutachten des/der Prüfers/Prüferin vorzulegen, bei wissenschaftlichen Publikationen die Gutachten der bei der jeweiligen Zeitschrift/Tagung hinzugezogenen Wissenschaftler(innen) und eine Stellungnahme des/der vorschlagenden Wissenschaftlers/Wissenschaftlerin.
  • Ggf. eine Aufstellung über die geplante Verwendung des Preisgeldes zum Zwecke der öffentlichen Forschung (siehe oben).

Quelle: Universität Augsburg

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