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Orientierungssemester: „Herausfinden, was der richtige Weg ist“

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Erst einmal Abstand! Für Schülerinnen und Schüler ist heute oft klar, dass sie nach dem Abi eine Auszeit brauchen. Überlegen, was der richtige Weg ist. Um dabei zu helfen, hat die Hochschule Coburg ein neues Angebot entwickelt. Prof. Dr. Nicole Hegel, Vizepräsidentin für Bildung und Diversity, erklärt, für wen das Orientierungssemester gedacht ist und was sie als Vizepräsidentin über die Generation Z lernt, wenn sie sich mit Studentinnen und Studenten persönlich austauscht und dabei mit ihnen auch mal einen Kaffee trinken geht.

Drei von vier Abiturientinnen und Abiturienten wollen studieren – aber nicht unbedingt direkt nach dem Abi. Warum?

Prof. Dr. Nicole Hegel: Irgendwann braucht es einfach Zeit, sich auszuprobieren. Die Abiturientinnen und Abiturienten habe zwölf Jahre hinter sich, in denen das Lernen sehr stark im Fokus stand. Bei einem Auslandsaufenthalt, Freiwilligendienst oder ein paar Monaten Jobben sammeln sie ganz andere, neue Erfahrungen. Das ist oft auch verbunden mit der Idee, dass durch das Abi in 12 Jahren ja ein Jahr gewonnen wurde und man diese Zeit für etwas Schönes nutzen kann. Und eben auch dafür, herauszufinden, was der richtige Weg für einen ist. Wenn die Zeit dann doch zu lang wird, wenn unklar ist, welcher Studiengang passt oder wie einem das akademische Arbeiten liegt, dann hilft ein Orientierungssemester an der Hochschule Coburg, sich über die eigenen Interessen klar zu werden.

Was ist ein Orientierungssemester?

Es ist eine schöne Möglichkeit, in verschiedene Studiengänge reinzuschauen. Jede oder jeder kann sich einen individuellen Stundenplan zusammenstellen und entscheiden, welche und wie viele Module er oder sie wählt und wieviel Zeit insgesamt investiert werden soll. Die Module können dabei aus technischen Bachelor-Studiengängen kommen, beispielsweise so etwas wie Automobiltechnologie, aber auch aus dem Bereich Wirtschaft oder der Sozialen Arbeit. Das Orientierungssemester ist eine sehr gute Unterstützung, um die richtigen Entscheidungen für das spätere Berufsleben zu treffen und praxisnah auszuprobieren, was einem liegt.

Welche Rahmenbedingungen gelten dabei?

Das Orientierungssemester hat viele Vorteile eines regulären Studiums: von Studi-Ausweis und Semesterticket bis zur Möglichkeit, Kindergeld zu beziehen. Wer möchte, legt sogar schon die ersten Prüfungen ab. Und wenn er oder sie im Anschluss dann in ein passendes Studium startet, werden diese Leistungsnachweise angerechnet. Das ist auch interessant für alle, die sich fachlich auf einen Studiengang vorbereiten möchten, der im Wintersemester beginnt. Wer schon zum Sommersemester am 15. März ins Orientierungssemester starten will, kann sich ab jetzt einschreiben. Wir haben hier bewusst ein Angebot entwickelt, um alle zu unterstützen, die noch nicht genau wissen, wo sie hinwollen.

Warum ist das so schwer herauszufinden? Die Generation Z hat viele Möglichkeiten…

Fachkräfte, Arbeitskräfte insgesamt, sind rar und es gibt eine große Vielfalt interessanter Studienangebote: Junge Menschen haben die Wahl. Wie schwer das sein kann, merken wir ja schon, wenn wir zum Beispiel vorm Schokoladenregal eines gut sortierten Supermarktes stehen – und da geht es nur um Schokolade! Die Vielfalt der Möglichkeiten macht Entscheidungen schwerer. Manchmal gibt es auch innerhalb einer Familie unterschiedliche Meinungen, was der richtige Weg sein könnte. Auch da ist ein Orientierungssemester eine gute Möglichkeit, einfach mal reinzustudieren. Es geht auch darum, Studienabbrüche zu verhindern, oder noch schlimmer: dass jemand am Ende in einem Beruf unglücklich wird. Die junge Generation hat eine andere Haltung zum Beruf; sie hat andere Werte. Und wenn wir uns mal die Fälle von Burnout und Stress und Krankheiten der älteren Generation anschauen … ist es wahrscheinlich echt nicht das Dümmste, sich auch mit der Frage zu beschäftigen, welcher Beruf einen wirklich mit Sinn erfüllen kann.

Wie haben sich die Werte verändert?

Früher war die Haltung häufig: Das will ich, da muss ich so zielstrebig wie möglich hin und ich will bloß keine Zeit vergeuden! Heute ist die Haltung eher: Das muss auch zu mir passen, es muss mir Spaß machen und ich muss mich wohlfühlen. Das hat auch viel mit Selfcare zu tun, diese Generation passt besser auf sich auf. Im Moment schimpft die ältere, leistungsorientierte Generation sehr, dass die Jungen faul sind, aber das stimmt nicht. Die sind anders. Sie entwickeln sich weiter. Und wir müssen lernen, wie sie sind und was sie brauchen. Weil wir sie brauchen.

Was hat sich geändert?

Wissenschaftlich untersucht habe ich diese Frage nicht, aber ich erlebe bei vielen eine große Unsicherheit. Ich habe mit unseren Studis ja auch persönliche Gespräche, manchmal gehe ich einfach mit ihnen einen Kaffee trinken – gestern hat mir eine Studentin zum Beispiel gesagt: Wir haben in der Pandemie Entwicklungsschritte verpasst, haben Erfahrungen verpasst, die wir gemacht hätten, wenn wir in dem Alter in die Disco gegangen wären statt zu Hause zu sitzen. Sie sagt, sie fühle sich irgendwie unsicher in der Welt. Jetzt erlebt diese Generation den Ukraine-Krieg. Den Klimawandel. Lauter Faktoren, die gesellschaftlich unsicher sind, die schwierig sind. Man weiß nicht so genau, was wird. Und dann weiß man vielleicht auch nicht, was man tun soll.

Quelle: Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg

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